Traumtor von Alexander Götz
Bei jedem Statement nach dem Derby zwischen dem SGV Freiberg und dem FSV 08 Bissingen war ein Name in aller Munde: Sven Burkhardt. Der 35-jährige Torhüter war am Mittwochabend vor den 950 Zuschauern im Wasenstadion der Bissinger Matchwinner und hatte großen Anteil daran, dass der Bruchwald-Klub zum dritten Mal in Folge ein Oberliga-Duell gegen den Erzrivalen gewann. Diesmal mit 2:0.
Selbst scheinbar unhaltbare Bälle fischte Burkhardt in den 90 Minuten irgendwie noch heraus. „Wenn ein anderer Keeper im 08-Tor gewesen wäre, hätten wir vielleicht gewonnen“, meinte SGV-Trainer Ramon Gehrmann nach dem Abpfiff. Auch der Bissinger Übungsleiter Alfonso Garcia hob die Galavorstellung seiner Nummer eins hervor: „Sveni hat heute einen Sahnetag erwischt.“
Während sich die Nullachter nach dem fünften Spieltag mit nun 13 Zählern auf Platz zwei vorschoben, stehen die mit großen Ansprüchen in die Runde gestarteten Freiberger mit nur vier Punkten auf Rang 13 und damit mitten in der Abstiegszone. „Es tut weh, ein Derby zu verlieren, aber ich gehe optimistisch in die nächsten Spiele, weil wir heute unsere beste Leistung seit langem geboten haben“, sagte Gehrmann fast schon trotzig.
In der Tat konnte der Fußball-Lehrer seinen Schützlingen nicht viel vorwerfen. Die Mannschaft zeigte die von ihm im Vorfeld angemahnte Reaktion auf die 0:4-Schmach vier Tage zuvor beim SSV Reutlingen. Die Mannschaft war angriffslustig. Sie kämpfte, sie rackerte, sie spielte sich Chancen heraus – und sie präsentierte durchaus ansehnliche Offensivaktionen. Nur im Abschluss klemmte es wie schon in den ersten vier Saisonspielen. Immer wieder war bei Burkhardt Endstation.
Die Bissinger begannen dagegen verhalten und beschränkten sich zunächst auf die Abwehrarbeit, um dann eiskalt mit ihrem gefürchteten Umschaltspiel zum Erfolg zu kommen. In der 18. Minute war es soweit: Nach einem Doppelpass mit Yannick Toth tauchte Simon Lindner frei vor dem Freiberger Kasten auf und überwand den aus seinem Tor herausstürzenden SGV-Schlussmann Pascal Nagel zum 0:1.
In der 37. und der 42. Minute vollbrachte Burkhardt seine beiden größten Rettungstaten in der ersten Hälfte. Erst wehrte er einen platzierten Schuss von Marcel Sökler ab, nachdem Innenverteidiger Duc Thanh Ngo den Ball im eigenen Strafraum etwas leichtsinnig an seinen Gegenspieler verloren hatte. Dann entschärfte der 1,87-Meter-Mann nach einer Ecke einen wuchtigen Kopfstoß von Marco Pischorn aus Nahdistanz mit einem Reflex.
Im Gegenzug fiel das 0:2: Alexander Götz kam an der Mittellinie an den Ball und realisierte, dass Nagel viel zu weit vor seinem Gehäuse stand – und mit einem Heber aus rund 50 Metern Entfernung traf der Flügelspieler ins Netz. Der zurücksprintende Nagel erreichte die Kugel nicht mehr (43.). „Den Ball habe ich perfekt getroffen“, freute sich Götz später über den Kunstschuss. „Das war ein Traumtor.“
Nach der Pause fiel Schiedsrichter Timo Lämmle bei den Freibergern aus gleich zwei Gründen in Ungnade. Zunächst übersah er, dass Pierre Williams im 08-Strafraum Hakan Kultu umgestoßen hatte – der sicher berechtigte Elfmeterpfiff blieb aus (53.). Kurz darauf zeigte Lämmle dem Bissinger Maurizio Macorig nach einer Notbremse an Sökler nur die Gelbe Karte statt Rot. Der SGV-Stürmer wäre allein durch gewesen (57.).
08 versiebt Konterchancen
Auf der Gegenseite vergaben Lindner und der eingewechselte Riccardo Gorgoglione zwei hochkarätige Konterchancen zur Entscheidung. Da Freiberg bis zum Schluss nie aufgab, blieb die Partie spannend und intensiv. Doch der Bissinger Derbytriumph geriet letztlich nicht mehr in Gefahr – weil der SGV-Dauerdruck trotz der vielen weiteren Möglichkeiten nicht in den Anschlusstreffer mündete. Tausendsassa Burkhardt ließ sich nicht bezwingen. Vermutlich hätten die Hausherren noch stundenlang weiterkicken können und hätten kein Tor erzielt.
„Heute konnte ich mich endlich einmal auszeichnen. In den Wochen davor habe ich ja kaum etwas aufs Tor bekommen, weil wir eben eine super Abwehr und ein starkes Defensivspiel haben“, freute sich Burkhardt über seinen starken Auftritt und das viele Lob, das auf ihn einprasselte.
Quelle: Bietigheimer Zeitung