Remis gegen Ravensburg
Pech und Unvermögen im Abschluss, ein nicht gegebener Strafstoß, hanebüchene Aussetzer vor den Gegentoren, der Ausgleich in der dritten Minute der Nachspielzeit – fast schien es so, als hätte sich am Samstagnachmittag alles gegen den FSV 08 Bissingen verschworen. Die Elf vom Bruchwald musste sich im Oberliga-Heimspiel gegen den FV Ravensburg mit einem 2:2 begnügen. Nach den Siegen gegen Weinheim (2:0) und Bahlingen (3:0) war das Remis ein kleiner Rückschlag bei der Aufholjagd in Richtung Spitzenduo. Am nächsten Samstag geht es für die weiter drittplatzierten Nullachter nun zum Tabellenzweiten FC 08 Villingen, der am Samstag ebenfalls strauchelte – beim aufstrebenden SGV Freiberg, der inzwischen schon Rang vier belegt.
Rückstand trotz Topleistung
Bei Dauerregen bekamen die 350 Zuschauer auf dem Bissinger Kunstrasen Fußball paradox zu sehen. Die Gastgeber gingen mit einem 0:1-Rückstand in die Pause, obwohl sie spielerisch und kämpferisch überzeugt und das Geschehen klar bestimmt hatten. Die Nullachter attackierten früh und aggressiv, trugen flott ihre Angriffe vor und zwangen Ravensburg in die Defensive. Ein halbes Dutzend Möglichkeiten ließen die Kicker in den blauen Trikots ungenutzt. Das alte Manko, die Chancenverwertung, scheint auch 2018 noch nicht abgestellt und zieht sich bisher wie ein roter Faden durch die Saison.
Was Effektivität bedeutet, zeigten die Oberschwaben. Die hatten zwar in den ersten 45 Minuten einen enttäuschenden Auftritt hingelegt, gingen aber dennoch in Führung – durch einen Treffer, der so eigentlich gar nie hätte fallen dürfen. Nach einem weiten Pass in die Spitze stimmte in der Bissinger Abwehr die Absicherung nicht. Innenverteidiger eins Anil Sarak zupfte am Trikot von Jona Boneberger, Innenverteidiger zwei Duc Thanh Ngo versuchte per Kopf zu klären – beides misslang. Boneberger hatte noch Zeit zu reklamieren, durfte sich, als der Pfiff ausblieb, auf der Suche nach dem Ball sogar noch umdrehen und tunnelte dann den aus seinem Tor geeilten Sven Burkhardt mit einem Schuss aus 13 Metern (38.). Der Spielverlauf war auf den Kopf gestellt.
Zumindest ein Unentschieden hätte es zur Halbzeit sein müssen, doch Alexander Götz hatte im Abschluss Pech – nach einer Hereingabe von Simon Lindner setzte er die Kugel vom rechten Torraumeck im Fallen ganz knapp vorbei. Viele Bissinger Fans jubelten bereits, denn sie hatten den Ball irrtümlich im Netz gesehen.
Für die Bissinger erwies sich das Gegentor als Wirkungstreffer. Denn nach der Pause taumelte der FSV 08 gut eine Viertelstunde durch die Partie. Plötzlich war Ravensburg am Drücker und hatte innerhalb kurzer Zeit viermal die Gelegenheit, auf 2:0 zu erhöhen. Es dauerte bis zur 65. Minute, ehe sich die Mannschaft von Trainer Andreas Lechner berappelt hatte und wieder selbst die Initiative übernahm. Ein wichtiger Impuls war dabei die Einwechslung von Riccardo Gorgoglione, der die rechte Außenbahn übernahm, während Götz ins zentrale offensive Mittelfeld rückte. Der spielfreudige Ex-Löchgauer war es auch, der in der 68. Minute den Ausgleich besorgte. Götz ließ den FVR-Abwehrchef und -kapitän Sebastian Mähr stehen, zog flach aus 18 Metern ab – und gegen den platzierten Schuss hatte Gästekeeper Kevin Kraus, einst beim SGV Freiberg aktiv, keine Abwehrchance.
Als Luca Wöhrle eine Ecke von Götz zum 2:1 einköpfte (77.), sprach alles für den dritten Bissinger Sieg im dritten Pflichtspiel 2018. Doch daraus wurde nichts, weil erstens Hafes Gerspacher ein Foul im Strafraum von Mähr an Pierre Williams nicht mit einem Elfmeter ahndete – der Schiedsrichter ließ weiterspielen. Und weil sich die Nullachter zweitens in der Nachspielzeit ungeschickt anstellten. Weit in der Ravensburger Hälfte verpuffte ein Bissinger Freistoß. Die Oberschwaben starteten einen letzten Angriff. Da Williams nicht klären konnte, sondern über den Ball schlug, kam der eingewechselte Robert Henning zum Schuss und traf zum 2:2 unter die Latte, worauf alle Ravensburger jubelnd auf den Torschützen stürmten – die auf dem Feld und die auf der Bank.
Dagegen war der Frust im Bissinger Lager nach dem Schlusspfiff gewaltig. Und auch der Ärger. „Was wir in der Abwehr abgeliefert haben, hatte nicht Oberliga-Niveau. Solche kapitalen Böcke habe ich lange nicht mehr gesehen“, schimpfte etwa 08-Sportdirektor Oliver Dense. „Wir haben schon heute Ostergeschenke verteilt. Das müssen einige falsch verstanden haben.“
Text: Bietigheimer Zeitung / Bild: Ku