Nullacht-Offensive zum Umweltschutz
Bissinger Fußball-Klub stellt der Stadt eine energetische Zwei-Millionen-Vision am Bruchwald vor
Der 750 Mitglieder zählende Fußball-Sport-Verein 08 Bietigheim-Bissingen hat Großes vor. In einem 31 Seiten umfassenden, professionellen Maßnahmen-Katalog stößt der Oberligist am Bruchwald eine Umwelt-Initiative an, die ein erhebliches Energie-Einsparpotenzial mit sich brächte. Allerdings wären Gesamtkosten von rund 2,1 Millionen Euro damit verbunden. Die Expertise befindet sich seit Oktober bei den örtlichen Stadtwerken.
Alle Welt redet vom Umweltschutz. Auch der Fußball-Sport-Verein 08 Bietigheim-Bissingen. Der Verein will sich dabei nicht mit verbalen wohlklingenden Versprechungen, „Luftnummern“, begnügen, sondern stünde zu konkreten Taten sofort bereit.
„Nach dem kürzlich einstimmigen Votum im Gemeinderat, klimaneutral werden zu wollen, hoffen wir jetzt natürlich umso mehr, dass dieses Bekenntnis nun auch real umgesetzt wird. Die intensiv genutzte Schul- und Vereinssportstätte am Bruchwald könnte gleich ein ideales Beispiel sein“, will der im Verein für die 08-Infrastruktur zuständige Vorstand und Energieprojekt-Initiator Achim Silcher das Bietigheim-Bissinger Kommunalparlament samt Stadtverwaltung und Stadtwerken beziehungsweise die dortige Prioritäten-Arbeitsgemeinschaft entsprechend sensibilisieren.
Der mutige 08-Anstoß basiert nach persönlichen Inspirationen durch die neue örtliche Umwelt-Initiative und dem erwarteten Signal des Gemeinderats vor allem auf einem Projektaufruf für das vom Bundestag beschlossene 476 Millionen Euro beinhaltende Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“.
Silcher hat im Schulterschluss mit dem örtlichen Ingenieurbüro Midiplan GmbH & Co. KG – bei dem er einer der drei geschäftsführenden Gesellschafter ist, die aber am Projekt nicht beteiligt wäre – der Stadt Bietigheim-Bissingen beziehungsweise den Stadtwerken schon im Oktober dieses Jahres eine fachmännische Ideen-Liste präsentiert, wie man ganz konkret vor Ort einen wesentlichen Beitrag zur CO2-Neutralität beziehungsweise zur Absenkung von Treibhausgas-Emissionen am Sportgelände am Bruchwald leisten könnte.
Die Rede ist von einem Konglomerat an einzelnen Maßnahmen, die unterm Strich ein Einsparpotenzial von rund 925.000 kWh/a, was einer jährlichen CO2-Einsparung von etwa 287 t entspricht. Die Investitionskosten werden derzeit auf etwa 1,1 Millionen Euro geschätzt. Dazu kämen noch Kosten für einen Funktions-Neubau, der zusätzlich eine Million Euro bedeutete.
Neben der Stadt beziehungsweise den Stadtwerken (Energie-Bereich) kämen der WLSB und auch der Verein selbst mit einem Eigen-Beitrag von rund 300 000 Euro für die Kosten-Tilgung in Frage, kalkuliert Silcher „die für den Verein angesichts der aktuellen Zins-Situation natürlich sehr schwer zu tragende Summe“.
Zu den für den Traditionsverein geradezu spektakulären Ideen zählen Photovoltaik-Anlagen auf einem neu vorgesehenen Sportvereinszentrum ebenso wie auf dem bestehenden 08-Clubheim und auf einer neuen Zuschauer-Überdachung zwischen Kunstrasen- und Rasenplatz.
Der neue Funktionsbau entstünde zwischen 08-Clubheim und Kassenhäuschen im Norden der Anlage, wäre zweistöckig, 10 Meter breit und 35 Meter lang, brächte insgesamt 400 Quadratmeter neue Nutzfläche für Umkleiden, Schiedsrichter und öffentliche Toilette, aber insbesondere auch für die Schulen. Sie nutzen das Areal seit Jahren intensiv.
Eine schlichte, zweigeteilte Stehplatz-Überdachung zwischen Rasen- und Kunstrasenplatz, die als Unterkonstruktion für die PV-Panele erforderlich ist, wäre dem Verein sehr wichtig. Achim Silcher: „Für uns ist es eine von den anderen Klubs oft mitleidig belächelte Schande, dass wir als einziger Verein in der ganzen Oberliga Baden-Württemberg diesbezüglich gar nichts haben, auch Schwerbehinderte und Senioren im Regen stehen lassen müssen.“
Unter der Naturrasen-Spielfläche würden darüber hinaus Erdwärmesonden (Geothermie) Energie zum Beispiel für das benachbarte Schulzentrum bereitstellen. „Da die Erneuerung des Naturrasenspielfeldes unmittelbar bevorsteht, wäre das eine praktische Sache“, so Silcher. Aus dieser Energiezentrale könnte der FSV 08 Bietigheim-Bissingen über ein neu zu errichtendes Nahwärmenetz versorgt werden.
Die Sanierung der über 30 Jahre alten Heizungsanlage steht bei der 22 Mannschaften und 350 Jugendspieler großen, internationalen Sportler-Gemeinschaft ohnehin kurz- beziehungsweise mittelfristig an.