#NullachtEinTeam

FSV 08 Bietigheim-Bissingen e.V.

Nullacht bleibt unvergessen

Interview zum Abschied von unserem Vorzeige-Jugendtrainer Robin Docter.

13 lange Jahre war der fußballbegeisterte Robin Docter Jugendtrainer am Bruchwald, hat hier mit Herzblut und Kompetenz einen herausragenden „Job“ gemacht. Nun steigt der 39-jährige Ex-Stuttgart-Vaihinger, der inzwischen in Sachsenheim wohnt, leider aus. Wir haben den Industriekaufmann (Firma Gerhardt Braun) interviewt:

Robin Docter,  wo begann Ihre sportliche Karriere als Spieler/Trainer; ab wann haben Sie welche 08-Jugend trainiert?

In der Jugend begann ich beim TSV Jahn Büsnau, dann ging‘s zum SV Vaihingen. Trainer bei 08 Bissingen war ich seit 2009, habe dort den Jahrgang 2004 übernommen und zwar von der F- bis zur C-Jugend, dann den Jahrgang 2009 Bambini bis zur C-Jugend.

Warum hören Sie gerade jetzt auf?

Nach so vielen Jahren fünf Mal die Woche jeweils 2,5 Stunden auf dem Sportplatz habe ich nun keine Kraft mehr, durch Corona das Feuer, den absoluten Willen verloren. Dazu kommt eine berufliche Weiterentwicklung, die es nicht mehr zulässt, sich zu 100 Prozent den Jugendspielern zu widmen und alles zu koordinieren. Das ist zeitlich gesehen nicht mehr möglich. Für mich persönlich war das eine sehr schwierige Entscheidung.

Welche Highlights, Erfolge, besondere Ereignisse bleiben in Erinnerung?

Highlights waren immer die Ausfahrten mit beiden Jugenden 2004 und 2009 zu internationalen Turnieren und das Zusammensein mit wirklich tollen Eltern über sehr viele Jahre. Etwas Besonderes war es ebenfalls, sportlich immer sehr erfolgreich gegen Top-Mannschaften aus aller Welt abgeschnitten zu haben (Juventus Turin, Man City, Bayern, Eindhoven und viele andere mehr).

Nicht zu vergessen Team-Buildings mit Trainingslagern im Vorfeld: Mit dem Zug vorgefahren, und die Eltern sowie Geschwister kamen drei Tage später nach. Diese Ereignisse gingen immer drei bis fünf Tage. Jedes Jahr aufs Neue. Das war auch für die Spieler immer ein Highlight.

Erfolge gab es mit den 2004ern. Wir schafften es, bei allen regionalen und überregionalen Turnieren über sehr viele Jahre hinweg immer bis ins Halbfinale zu gelangen. Bis auf zwei Saisons erreichten wir immer den ersten Tabellenplatz. Dieser Jahrgang war sehr gefürchtet, und zwar bis ins Ausland! Natürlich erwähnenswert ist auch der Einzug mit dem 2004er-Jahrgang als erste Mannschaft aus dem Enz-Murr-Kreis sowie das Erreichen der Talentrunde 1. Auch bei 08 Bissigen sind wir bis heute die einzige Jugendmannschaft, die das erreicht hatte, bis heute. Auch wenn wir dort sportlich gesehen nicht mithalten konnten. Dieses Erlebnis, sich mit den Besten der Besten zu messen, war sehr spannend.

Auch der Jahrgang 2009 war auf einem guten Weg, diesen Schritt Talentrunde zu erreichen. Es war eine sehr erfolgreiche Jugendmannschaft mit sehr guten Spielern. Leider hatte uns Corona dann einen Strich durch die Rechnung gemacht. So haben wir es nicht geschafft, rechtzeitig wieder so eingespielt zu sein und fit zu werden wie vor der Pandemie.

Ich hatte mir damals das Ziel gesetzt, auch mit dieser Mannschaft das zu erreichen. Das war sehr schade, dass dies nicht geschafft werden konnte, denn die Möglichkeit wäre da gewesen.

Kürzlich war medial nachzulesen, dass Sie mit Stolz das 08-Wappen trugen. Warum?

Als ich vor sehr vielen Jahren bei 08 Bissingen angefangen hatte, habe ich von dem Verein das Vertrauen bekommen, mir meinen Jahrgang aufzubauen. Ich habe es geliebt, diesen Verein auf allen Ebenen mit top sportlichen Jugendleistungen zu präsentieren. Wir haben uns über viele Jahre hinweg einen Namen gemacht. Es war schön anzusehen, wie positiv über uns gesprochen wurde, wenn wir auf Spielen oder Turnieren waren. Diese Werte, alles für das Wappen zu geben, habe ich immer versucht, auch an meine Spieler weiterzugeben. Es hatte funktioniert. Diese Stille, fast schon Ehrfurcht, wenn wir in eine Halle zum Turnier gekommen sind. Das hat mich stolz gemacht.

Nach meinen Wahrnehmungen haben Sie im Umgang mit unseren Jungs nicht nur Wert auf guten Fußball,  sondern auch auf Werte wie Anstand, Disziplin und Fairness gelegt. Richtig beobachtet?

Oh ja, das haben Sie! Auch wenn es in den ersten Jahren eventuell nicht bei allen positiv ankam. Mit meiner Linie mussten alle erstmal klarkommen. Ich würde es heute nicht anders machen. Fußballerisch waren wir nicht immer die bessere Mannschaft. Aber der Zusammenhalt, das Aufopfern für den Mitspieler, das war ja schon beinahe sensationell. Jeder hat jeden akzeptiert. Egal, ob er spielt oder nicht. Das fängt schon an beim Hallo sagen. Auch die Geschwister oder Eltern waren ein Teil der Mannschaft. Auch denen musste man Hallo sagen. Das kannten Neuzugänge nicht. Aber auch dies haben die neuen Spieler recht schnell verstanden und akzeptiert.

Ich war immer sehr streng und wollte immer das Maximum aus jedem rausholen. Das haben die Jungs auch gespürt. Und gaben mir es auch zurück, indem sie Anstand hatten und diszipliniert auftraten. Das war unser Schlüssel zum jahrelangen Erfolg.

Natürlich hatte ich auch den einen oder anderen Spieler, der nicht mitzog. Dann lag es aber eher an den Eltern, die schlecht darüber gesprochen hatten. Ich hatte das Gefühl, dass die Jungs es geliebt haben, mit mir zusammenzuarbeiten. Zumindest bekomme ich heute noch von fast allen Spielern, die bei mir waren, herzliche, respektvolle Umarmungen. Noch heute sprechen mich Spieler an, wie super dies alles früher gewesen sei. Das sind Momente, die man nie wieder vergessen wird.

Hat sich im Jugendfußball diesbezüglich oder überhaupt etwas Relevantes geändert?

Ja, das hat es. Meiner Meinung nach nicht immer positiv. Die Eltern sind eher das Problem für die Kinder und Trainer. Sie sind zu ehrgeizig! Eine gesunde Mischung ist das Beste – wie bei allem. Doch oft wird das Gute überschritten. Wenn man als Jugendspieler schon sieben Vereine hinter sich hat, dann kann es nicht immer am Trainer oder Verein liegen. Es ist wie bei einer WM: Das mit den 80 Millionen Bundestrainern ist 1 zu 1 umzusetzen im Jugendfußball. Jeder weiß und kann es besser. Da brauchen junge, ehrenamtliche Trainer ein starkes Rückgrat, um das über sehr viele Jahre zu machen.

Wird Ihnen jetzt nicht bald langweilig werden, etwas fehlen?

Ja, im Moment sitzt alles noch tief und es fehlt mir sehr arg. Ich denke, das braucht seine Zeit. Wenn ich fünf Mal á 2,5 Stunden die Woche über so viele Jahre auf dem Platz verbringe, dann ist das ein Teil von meinem Leben. Den ich allerdings immer sehr genossen habe. Natürlich bin ich auch meiner ganzen Familie dankbar. Sie hat es mir ermöglicht, das zu tun, auf was ich Lust hatte. Aber ich genieße natürlich jetzt auch die Zeit, unter der Woche mal zu Hause zu sein und nicht nochmal in die Kälte zu müssen. Warten wir mal, was die Zeit mit sich bringt. Ich werde aber immer wieder gern auf den Bruchwald zurückkehren und bei Spielen zuschauen. Jetzt genieße ich aber erstmal die Zeit mit meiner Familie.

Trotzdem sage ich nochmals danke 08. Du bist der geilste Klub der Welt!

(Interview: wch)