Diesmal sind wir happy!
Sven Burkhardt und Steven Keklik waren die „Helden“ beim 1:0-Sieg der Nullachter in Göppingen
Welcher Gegensatz im 08-Bus. Auf der Hinfahrt haben die vornehmlich bei Stammtisch-Strategen herumgeisternden In-Göppingen-gibt’s-erst-recht-`ne-Pleite-Orakel spürbar für eine einigermaßen bedrückende, angespannte Stimmung gesorgt – bei der Heimfahrt von der Schwäbische-Alb-Peripherie gen Mitternacht dagegen unüberhörbare Partystimmung, Erleichterung. Originalton „Svenni“ Burkhardt: „Noch nie haben Lothars Schnitzelweckle so gut geschmeckt wie heute!“
Was Wunder, hatten die Oberligisten des Fußball-Sport-Vereins 08 Bietigheim-Bissingen vor 500 Zuschauern doch soeben überraschend ausgerechnet beim Tabellenzweiten gewonnen. Und das auch noch aus gutem Grund.
Soll heißen: Die heimische Covelli-Elf begann zwar mit qualifiziertem, ballsicherem Kombinationsspiel vom Mittelfeld in die meist über rechts inszenierte Offensive und hatte insgesamt neben einem Lattentreffer auch eine Reihe bester Tormöglichkeiten, die freilich alle vergeben beziehungsweise von 08-Torsteher Sven Burkhardt vereitelt wurden.
Darunter ein Elfmeter, den der unterm Strich samt Team souveräne, prima Schiedsrichter Dr. Max Angenendt (Asch-Sonderhausen) in der 67. Minute gab, und den Burkhardt samt Nachschuss von Filip Milisic bravourös parierte.
Göppingen hatte allerdings auch viermal Glück gehabt: Zum einen, dass der Unparteiische den Strafstoß überhaupt gab, denn eigentlich hatte der Göppinger Stürmer den Laufweg von Keklik so gerissen gekreuzt, dass es zum Zusammenprall kommen musste.
Zum zweiten, dass es für den SV-Keeper Marcel Schleicher in der 37. Minute nicht die erwartete klare Rote Karte gab: Nesreddine Keniche startete einen Sololauf und wurde vom fast schon umlaufenen Torhüter in bester Position gerade noch umgerammt. Die Meinungen darüber waren zwischen Schiedsrichter und 08-Lager einschließlich selbst einiger Göppinger Zuschauer ausgesprochen konträr.
Während auch der betroffene Kenniche versicherte, dass ihn eindeutig Schleicher, und das als weithin Letzter Mann, zu Fall gebracht und so den Lauf aufs leere Tor verhindert habe, sagte der selbstverständlich nach dem Spiel hierzu befragte Schiedsrichter, dass es ein anderer Spieler gewesen sei, der Kenniche gefoult und deshalb auch die Gelbe Karte bekommen habe. Schleichers Attacke sei für ihn somit keine Notbremse mehr gewesen.
Wie auch immer, die Platzherren hatten dann noch zum dritten und vierten Mal Fortuna auf ihrer Seite, als tolle Schüsse auch von Andre Sirianni und Valentyn Podolsky nur an die Latte gingen.
Die Mannen vom Hohenstaufen-Sportpark hatten zu diesem Zeitpunkt eine spielbestimmende starke Offensiv-Phase – was auch sonst? – sahen sich aber immer wieder mit gefährlichen Bissinger Konterattacken konfrontiert.
Die Nullachter haben sich ein aufrichtiges Gesamtlob verdient. Abgesehen von Burkhardts wiederholten Glanzleistungen und dem Siegtor des 17 Jahre jüngeren Steven Keklik, der in der 39. Minute aus kurzer Tor-Distanz einen Abpraller knallhart ins SV-Netz ballerte, glänzten die Gäste durch eine vorbildliche Moral, stabile Abwehr, mit Rückkehrer Pero Mamic verstärktem Mittelfeld und immenser Laufbereitschaft bis hin zu den Spitzen Kenniche und Podolsky.
Dazu Chefcoach Markus Lang. Er krustelte auf die Frage, warum seine Elf heute beim Tabellenzweiten gewonnen habe, zuerst mal ein den Akteuren vor der Begegnung präsentiertes DIN-A2-Plakat hervor, auf dem in großen roten Lettern folgendes steht: „Ich gewinne jeden Zweikampf“.
„Und das genau das war unser Schlüssel zum Erfolg. Alles, was wir gegen Backnang vermissen ließen, haben wir heute auf den Platz gebracht: Die Jungs sind läuferisch bis an die Grenzen gegangen. Und das war die Basis für die positiven Folgen.“
So habe man, verdeutlichte Lang weiter, das Glück diesmal förmlich erzwungen. Dazu sei eine neue Taktik des Trainerteams Lang/Wörner voll aufgegangen. Der Coach: „Wir haben heute nicht die bisher anspruchsvollste Leistung gebracht, aber wurden auch mal für die Anstrengungen belohnt. Die Art und Weise war überragend. Ja, diesmal sind wir happy!“
Leider müsse man allerdings auch einen Wermutstropfen schlucken: Tim Häußermann musste verletzt vom Platz; möglicherweise eine schwerwiegendere Sache.
Am kommenden Sonntag, 3. September, (15 Uhr) gibt es ein Heimspiel gegen Mutschelbach. Ein Novum: Erstmals in der 115-jährigen Bissinger Fußball-Geschichte spielt ein 08-Oberliga-Team im Rahmen ihrer nervigen Sportplatz-Odysee beim Nachbarn Spvgg. auf dem Jahnplatz.
(wch)