Hauchdünner Kickers-Sieg am Bruchwald
Nullachter verlieren vor über 1300 Zuschauern und schwacher erster Halbzeit mit 0:1
„Hauptsache gewonnen. Mund abputzen. Und weiter!“ Stuttgarter-Kickers-Urgestein „Jimmy“ Vosseler aus Oberriexingen brachte auf den Punkt, was etliche befragte andere Stuttgarter Fans ziemlich ähnlich formulierten: Die professionellen Favoriten auf den Aufstieg in die Regionalliga hatten am Schluss einige Mühe, die Niederlagen-Reihe gegen den „Angstgegner“ zu beenden. „Sie gewannen verdient, aber ein Unentschieden wäre für uns auch nicht unverdient gewesen“, resümierte 08-Trainer Markus Lang treffend.
Eine imposante Kulisse, ein ausgezeichnetes Unparteiischen-Team unter der Leitung von Marcel Lalka (Schönaich) und eine faire, mitunter rassige Oberliga-Begegnung erlebten die 1308 Zuschauer am Mittwochabend mit zwei unterschiedlichen Halbzeiten.
So gehörten die ersten 45 Minuten eindeutig den in leuchtendem Gelb angetretenen Blauen. Die ohne ihren schulterverletzten Top-Spieler Kevin Dicklhuber auflaufenden Kickers wirbelten die 08-Abwehr insbesondere in den Anfangsminuten aber so was von durcheinander, dass es selbst Chefcoach Lang angst und bange wurde.
Der wunderschön herausgespielte Siegtreffer durch den Ex-Freiberger Flamur Berisha (14. Minute) war quasi die logische Folge: Ein Zuckerpass von David Braig in den Rücken der 08-Defensive schloss Berisha mit einem platzierten Flachschuss von der Strafraumgrenze virtuos ab.
Ja, die Mannen von der Waldau wurden von ihren Fans – schätzungsweise gut zwei Drittel waren aus der Landeshauptstadt und deren Umgebung angereist – bei dem einen oder anderen besonders gelungenen Angriff beziehungsweise für ihren unbändigen Offensiv-Drang gar mit Szenen-Applaus belohnt.
Die Nullachter indes brauchten lange, um sich etwas zu fangen. „Wir haben in der ersten Halbzeit gegen die Stuttgarter, von deren Stärke wir wissen, nicht ins Spiel gefunden, wenig Fußball gespielt“, kommentierte 08-Kapitän Marius Kunde die Szenerie. Auffällig einmal mehr dabei, dass die Bissinger beim Spiel nach vorne zu lange den Ball halten, dribbeln, anstatt direkt und schnell abzuspielen.
Gehörte die erste Halbzeit also eindeutig den Ünal-Schützlingen, so änderte sich das Geschehen in der zweiten Periode sichtlich. Jetzt getrauten sich auch die Gastgeber endlich mehr, erspielten sich gute Torchancen. „In der zweiten Halbzeit waren wir das bessere Team“, kongruierten die Ansichten von 08-Trainer und -Kapitän sowie von einigen die Bissinger lobenden Kickers-Anhängern. Aber eines wurde auch wieder offenbart: Dem FSV fehlt einfach ein „Knipser“.
Jedenfalls führten mehrere gut herausgespielte Möglichkeiten nicht zum Ausgleich, was allerdings auch am wiederholt glänzenden SV-Torhüter Ramon Castellucci lag. Er und Marian Riedinger verdienten sich am Mittwoch Bestnoten. Erwähnenswert freilich auch, wie Nico Blank in der 81. Minute den Ball noch auf der Linie für seinen bereits geschlagenen Keeper vor dem Ausgleich wegköpfte. Bei der Bruchwald-Elf waren die Besten der ebenfalls mehrfach super haltende Sven Burkhardt, aber auch Benedikt Landwehr, Pero Mamic und Steven Keklik.
Neben der Niederlage haben die Bietigheim-Bissinger leider noch eine andere schlechte Nachricht zu verdauen: Bezirksliga-Torjäger Luis Weber brach sich im Testspiel gegen Waiblingen ein Wadenbein, muss operiert werden und bekam somit auf seinem Sprint zu einer Oberliga-Karriere einen schmerzlichen Dämpfer. Gute Besserung! (wch)