Mit 0:3 noch gut bedient
CfR Pforzheim gewinnt gegen Bissinger Nullachter souverän
0:3 verloren. Es hätte auch 0:5 heißen können. Diese Quintessenz kann man nach den 92 Minuten am lausig kalten Freitagabend vom Fußball-Oberliga-Spiel zwischen dem 1. CfR Pforzheim und dem FSV 08 Bietigheim-Bissingen ziehen. Die gut betuchten Goldstädter haben qualitativ eine prima Elf, der die Lang-Männer trotz ordentlicher Leistung nicht gewachsen waren.
„Bereit für eine andere Liga“ assoziieren dicke Lettern in der Kramski-Arena im Brötzinger Tal unmissverständlich, welche Visionen man hier hat. Und das aus gutem Grund. Denn abgesehen von zwei richtig hochkarätigen Tormöglichkeiten durch Nesreddine Kenniche und Lukas Böhm gleich in den Anfangsminuten, die bei Treffern möglicherweise das Spiel anders hätten laufen lassen, waren die Gastgeber eindeutig spielbestimmend und hatten insgesamt eine Fülle an besten Torchancen. Moritz Welz im 08-Tor hatte guten Anteil daran, dass es „nur“ beim 3:0 für den CfR blieb.
Die Torfolge: In der 7. Minute schenkte Willi Till Sauerborn nach einem Freistoß per Kopfball mit Schmackes den 08ern Saures in Form des 1:0 ein. In der 34. Minute nahm Konstantinos Markopoulos das Elfmeter-Geschenk von Schiedsrichter Cedrik Bollheimer dankbar an und schoss das 2:0. Und in der 56. Minute freute sich der zusammen mit Yunus Emre Kahriman beste Pforzheimer, Stanley Ratifo, über ein 08-Missverständnis und ließ Welz beim 3:0 keine Chance.
Bissingens Chefcoach Markus Lang machte aus der fairen Partie vor 542 Zuschauern dann auch keinen Hehl aus seiner Einschätzung: „Der Pforzheimer Sieg ist völlig verdient. Gegen eine Mannschaft mit so hoher Qualität konnten wir einfach nicht mithalten. Das heißt, ich kann meinen Spielern auch gar keine großen Vorwürfe machen. Sie haben alles gegeben, mitunter gut gespielt und hatten auch vielversprechende Torchancen – aber das reichte eben einfach nicht aus. Auffällig waren freilich die vielen Ballverluste und Fehlpässe aus unserem Mittelfeld. Wir halten einfach auch die Bälle zu lange.“
In der Pressekonferenz ging der faire Verlierer allerdings auch auf den Schiedsrichter von der Karlsruher Schiedsrichter-Vereinigung ein, dessen Entscheidungen er zwei Mal „einfach nicht nachvollziehen kann und nicht einverstanden“ ist: Den Elfmeter und eine Szene in den Anfangsminuten, als Böhm aus halbrechter Position seinem Gegenspieler davongeeilt war und aufs Tor zulief, dann aber von dem Ausgespielten mit beiden Händen so am Trikot festgehalten wurde, dass er nicht mehr weiterlaufen konnte – und der Schiedsrichter aus Baden dies nicht konsequent bestrafte.
Die Begründungen Bollheimers, der unliebsam an seine Leistung im 08-Spiel im März gegen Nöttingen erinnern ließ: Beim Elfmeter räumte er zwar ein, dass Tim Schwaiger doch unbedrängt zum (Fehl-)Schuss kam, er, Schwaiger, aber nachträglich noch gefoult worden sei und man ja auch noch nachträglich einen Strafstoß geben könne. Beim Foul an Böhm hätte dieser ja gar nicht mehr allein aufs Tor weiterlaufen wollen, deshalb keine schwerwiegendere Bestrafung.
Um diese Argumentationen kapieren zu können, braucht man mindestens einen Doktortitel. (wch)