Nach Brandreden zum Zittersieg
Nullachter liegen gegen Schlusslicht Freiburg 1:2 hinten und gewinnen noch 3:2.
Am Bruchwald musste am Samstag wieder mal gezittert werden. Nein, nicht nur wegen der ungemütlichen Temperaturen, vielmehr, weil das Schlusslicht aus Südbaden weit mehr abverlangte als erwartet und erst nach Klartexten von Trainer und Kapitän nach der Pause die Wende kam.
Natürlich hatten die 08-Verantwortlichen vor den gut ausgebildeten, technisch richtig gesegneten Südbadenern gewarnt, und natürlich schien alles „standesgemäß“ zu laufen, als Loris Hoffmann schon in der 6. Minute einen Eckball per Kopf aus luftiger Höhe zum 1:0 einrammte. Aber dann kam plötzlich alles ganz anders.
Der FC Freiburg, im Hinspiel noch 1:4 gegen die Bietigheim-Bissinger klar unterlegen, übernahm weitestgehend das Spielgeschehen. Mit zwei, drei flinken Spielzügen wirbelten die FCler über den Kunstrasen vor Sven Burkhardts Kasten, in dem das 40-jährige Geburtstagskind mehr zu tun hatte als ihm lieb sein konnte.
Als in der 10. Minute ein Missverständnis zwischen dem 08-Torhüter und Benedikt Landwehr auch noch zum schnellen Ausgleich führte und die Gäste daraufhin die spielerisch und läuferisch klar bessere Mannschaft mit etlichen Sturmläufen waren, traute mancher der 180 Zuschauer vermutlich seinen Augen nicht. Das 1:2 aus Gastgeber-Sicht durch David Tritschler war dann in der 37. Minute auch alles andere als ungerecht. Nesreddine Kenniche hatte im Mittelfeld den Ball verloren, ein Steilpass – und schon lagen die Mannen in Rot vorne.
In der Kabine hatten dann sowohl Chefcoach Markus Lang als auch Kapitän Marius Kunde Klartext geredet, „alle nach dieser seit langer Zeit schlechtesten ersten Halbzeit aufgeweckt, aber auch motiviert“, wie Kunde berichtete.
Der Trainer hatte ähnlich treffende Worte gefunden, kritisiert, dass man den bekannt spielstarken Gegner geradezu aufgebaut und zu wenig getan habe. Lang stellte aber auch taktisch um, indem er Kunde in die Zentrale beorderte und Kenniche in die Sturmspitze.
Alles richtig gemacht, verbal wie praktisch, kann man schlussfolgern, wenn man sich die zweite Halbzeit der vom Reutlinger Schiedsrichter-Team um Daniel Leyhr gut geleiteten, mitunter harten Partie vor Augen hält.
Jetzt waren es urplötzlich die Akteure vom Bruchwald, die mehr und mehr in Fahrt kamen, die Gäste in Schwierigkeiten brachten. Die Folge war in der 58. Minute das 2:2 durch Wissem Aouadi, der mitten aus einem Gewühle im Fünf-Meter-Raum heraus die Kugel knapp über die Torlinie bugsierte. Leider verletzte sich der Abwehrrecke kurz darauf ziemlich schwer (Bänderriss?) – der Nächste, der den Nullachtern in nächster Zeit schmerzlich fehlen wird.
Hatte Roman Kasiar in der 64. Minute alleine auf den Gäste-Keeper zulaufend diesen nicht überwinden können, so machte er in der 76. Minute seine Sache entscheidend besser, indem er präzise zu Kenniche flankte. Kenniche wiederum nahm den Ball perfekt per Außenrist volley. 3:2-Sieg!
„Hauptsache gewonnen“, bilanzierte Kapitän Kunde dann die 93 Minuten. Markus Lang war vom Erlebten nicht gerade happy, würdigte aber die vorbildliche Moral, Laufbereitschaft und den Willen seiner Jungs in der zweiten Halbzeit. „Das war dann erfreulich. Letztlich haben wir glücklich gewonnen“, lautete sein Fazit.
(wch)