Nullacht kontert wie aus dem Lehrbuch
Mit erstklassiger Leistung beim Tabellendritten Göppingen 5:0 gewonnen
Die Fans waren fassungslos. 380 Anhänger der Covelli-Elf, und dazu etwa 20 aus Bissingen: Noch keine halbe Stunde gespielt und auf der Anzeigentafel leuchtete es 0:3. Am Ende hieß es 0:5. Die Nullachter hatten ohne jegliche personelle Ausnahme soeben in jeder Beziehung eine Bravourleistung abgeliefert, ja, dem ambitionierten SV Göppingen quasi geradezu eine Lektion erteilt.
Nach der schmerzhaften Heimpleite gegen Kellerkind Rielasingen-Arlen schienen die Aussichten für die Lang-Elf in Göppingen selbstredend nicht gerade rosig zu sein. Umso größer das Staunen, wie die Bietigheim-Bissinger in Sachen Motivation, Schnelligkeit, Taktik und Gefährlichkeit an der Hohenstaufen-Straße aufmuckten und völlig verdient auch in dieser Höhe gewannen.
Die rot-schwarzen Gastgeber begannen stürmisch, kamen meist über links und verlangten der freilich bockstarken 08-Defensive vieles ab. Bereits in den ersten Gegenzügen konnte man allerdings erahnen, wo die Stärken von 08-Mittelfeld und -Sturm waren: In blitzartig und technisch sehr ansehnlich inszenierten Kontern.
Beispiel Nummer 1, Minute 7: Kapitän Kunde – diesmal beziehungsweise einmal mehr über 92 Minuten wie um sein Leben kämpfend – passte von links zur Mitte, dort stand Sirianni goldrichtig und bugsierte die Kugel zum 1:0 für die Gäste ins Tor.
Beispiel Nummer 2: Genau zehn Minuten später zirkelte Podolsky aus halbrechter Position ein schnelles und gutes Zuspiel per Außenrist ins lange Eck. 2:0 für Bissingen.
Beispiel Nummer 3: Wieder zehn Minuten später wurde ein 08-Kopfballtor wegen Abseits aberkannt, aber schon Sekunden später fälschte ein Heimspieler einen Landwehr-Schuss ab. Spielstand 0:3!
Damit der Schocks für die Göppinger aber noch nicht genug. In der 45. Minute rastete Ivezic nach einem provokanten Foul an ihm völlig aus, streckte Kenniche in Wrestling-Manier zu Boden und rammte dann auch noch seinen eigenen Trainer schier um. Die Rote Karte des tadellos leitenden Unparteiischen Satriano (Zell im Wiesental/Lörrach) war absolut logisch. Das war aber keinesfalls der Knackpunkt der Begegnung, denn, wie gesagt, 08 führte zu diesem Zeitpunkt ja bereits souverän mit 3:0.
Klartext dennoch: Der Tabellendritte musste sich in der zweiten Halbzeit mit einem Mann weniger wehren.
Die Mannschaft vom Bruchwald bequemte sich dann aber keine Sekunde aufs Verwalten des Vorsprungs oder setzte auf verstärkte Defensive. Im Gegenteil: Langs Männer machten unaufhörlich Druck, brachten die nicht gerade sattelfeste SV-Abwehr immer wieder in Verlegenheit und waren gegen eine inzwischen zunehmend unkonzentrierter, unsicherer auftretende Heim-Mannschaft deutlich überlegen, in der Abwehr immer einen Schritt schneller, störten die Göppinger Angriffsbemühungen dermaßen früh und effektiv, dass das Covelli-Team laufend gezwungen wurde, nach hinten statt nach vorne zu spielen.
Kaum hatte der erneut starke Böhm in der 53. Minute noch den Pfosten getroffen, nutzte drei Minuten später Kenniche eine SV-Unsicherheit auch schon zum 4:0 für Nullacht. Marius Kunde setzte seiner Leistung in der 67. Minute noch ein Sahnehäubchen auf, als er nach einer Bilderbuch-Kombination mit der Picke zum 5:0 einschoss.
Heinle hatte in der 76. Minute noch die prima Möglichkeit zum 6:0, schaufelte das Leder aber aus zehn Metern fast zehn Meter übers Tor. Auf der Gegenseite verhinderte 08-Torsteher Burkhardt mit einer sehenswerten Parade in der 90. Minute einen SV-Anschlusstreffer ebenso wie das bereits in der 40. Minute der Fall gewesen war.
Fazit: Der FSV 08 spielte super, und Göppingen hatte einen rabenschwarzen Tag, war immer mehr von der Rolle.
08-Chefcoach Markus Lang analysierte das Spiel betont sachlich. Heute habe man mit einer anderen Aufstellung (Mamic, Landwehr) antreten können, was sich ausgewirkt habe. Nach der Führung habe seine Elf gleich nachgelegt, was auch immer wieder so gefordert worden sei, und sie habe sich sehr aggressiv, mutig präsentiert.
„Die Jungs haben einen wunderbaren Job gemacht, absolut überzeugt, und zwar alle: nicht einer ist leistungsmäßig abgefallen“, freute sich der Trainer-Fuchs – um dann, wie immer, mit einem verschmitzten Lächeln zu Betreuer Wilske zu gehen, um zu erkunden, was dieser wohl diesmal als „Festmenue“ kredenze.
FSV 08: Burkhardt, Aouadi, Böhm (68. Kasiar), Hoffmann (46. Zinram), Mamic, Kunde, Landwehr (73. Zetzsche), Mahler, Sirianni, Podolsky (68. Heinle), Kenniche. (wch)