Bruchwald-Elf stürmt Hollenbachs Heimfestung
Das Bietigheim-Bissinger Oberliga-Team erkämpft sich beim heimstarken Aufsteiger einen 3:1-Sieg. Nach seinem Doppelpack gegen Mutschelbach schlägt Valentyn Podolsky auch im Hohenlohischen zu, diesmal mit einer spektakulären Bogenlampe.
Die Jako-Arena liegt idyllisch mitten im dörflich geprägten Hohenloher Land. Der Sportplatz des FSV Hollenbach ist als gefürchtetes Terrain bekannt. Das liegt weniger an der steifen Brise und den vergleichsweise kühlen Temperaturen, die dort aufgrund der Höhenlage herrschen. Vielmehr ist die Heimstärke des Oberliga-Aufsteigers ligaweit bekannt und berüchtigt. Bis Samstag hatte der FSV auf dem kleinen Rasenplatz „Im Greut“ in dieser Saison nur einmal verloren – mit 1:5 gegen den Topfavoriten und Tabellenführer Stuttgarter Kickers. Bei ihren vier Heimsiegen spielten die Hohenloher stets zu null.
Glücklicher Trainer
Am Samstag knackte der FSV 08 Bietigheim-Bissingen den FSV-Abwehrriegel und stürmte Hollenbachs Heimfestung. Mit einem 3:1-Erfolg – dem zweiten Dreier in Folge – schaffte die Bruchwald-Elf den Anschluss an die Spitzengruppe. „Über den Sieg gibt es keinen Zweifel – er geht absolut in Ordnung. Wir haben das Spiel gestaltet und wollten die drei Punkte mehr. Die Mannschaft hat einen super Job gemacht“, sagte 08-Trainer Markus Lang. „Wir sind wahnsinnig happy heute.“
Auch ohne den zweikampfstarken Pero Mamic, der wegen einer Muskelverletzung nur zur mentalen Unterstützung dabei war, traten die Nullachter gallig und giftig auf. Sie scheuten kein Duell und kauften dem gewöhnlich selbst kampfstarken Gegner mit viel Einsatz den Schneid ab. Das war am Ende auch an den dreckigen Trikots und Sporthosen der Gäste abzulesen.
Typisch für den aggressiven Auftritt der Bruchwald-Elf war die Entstehung des Führungstreffers. Nachdem er den Ball verloren hatte, setzte Marius Kunde gegen Arne Schülke energisch nach und nötigte diesen zu einem Fehlpass: Als letzter Mann spielte der bedrängte FSV-Innenverteidiger dem 08-Kapitän den Ball in den Fuß – und Kunde setzte die Kugel aus 17 Metern flach zum Bissinger 1:0 ins lange Eck (16.). „Das war ein bescheuerter Pass“, schimpfte Hollenbachs Coach Martin Kleinschrodt über den Fauxpas. „Das ist ein No-Go. Solche Dinger gehen nicht.“
Beim 1:1-Ausgleich pennte dafür die Gästeabwehr. Schlussmann Sven Burkhardt wehrte einen ersten Schuss von Benjamin Kurz mit einer Glanztat noch zur Seite ab, Noah Kriegers Nachschuss aber saß (25.). Die beste Chance zum 2:1 vergab der wieder in den Sturm gerückte Nesreddine Kenniche, der freistehend aus zehn Metern drüberzielte. „Dass wir Geduld brauchen, war klar. Wir wollten den Gegner zu Fehlern zwingen“, erläuterte Lang den Bissinger Ansatz.
Die Geduld zahlte sich in der 60. Minute aus: Einen weiten Pass verlängerte Kenniche zu Valentyn Podolsky, und der Linksaußen lupfte den Ball über den aus dem Kasten geeilten Philipp Hörner. Der FSV-Keeper war zwar noch mit den Fingerspitzen dran, doch via Bogenlampe senkte sich die Kugel ins Netz. Nach den beiden Jokertoren eine Woche zuvor beim 4:0 gegen Mutschelbach war dies Podolskys dritter Saisontreffer. „Ich bin froh, dass ich jetzt auch mal Tore schieße. Es hat etwas gedauert“, sagte der 23-jährige Ukrainer. Von Trainer Lang erhielt er sogar ein Sonderlob: „Valentyn ist ein Spieler, der immer viel Kritik bekommt, auch intern – weil er einer ist, der gerne mal das Füßle zurückzieht. Heute hat er sich eine Gelbe Karte abgeholt, super gegen den Ball gearbeitet und sich mit einem Tor belohnt.“
Einstudierte Variante klappt
Sehenswert auch das dritte Bissinger Tor: Kunde spielte eine Ecke flach an die Strafraumgrenze, die Hollenbach völlig außer Acht gelassen hatte – und Kenniche knallte das Spielgerät aus vollem Lauf mit Schmackes zum 3:1-Endstand unter die Latte (62.). „In der Halbzeitpause haben wir uns diese Variante überlegt“ , verriet Lang und freute sich über die gelungene Finte: „Es ist schön, wenn du dir irgendwas ausdenkst und es funktioniert. Dann sieht man, dass sich die investierte Zeit gelohnt hat – auch wenn wir mit nur dreimal Training in der Woche gar nicht viel Zeit haben, um solche Dinge einzustudieren.“
Quelle: BZ