Jugendfussball zurück am Bruchwald
Nach monatelanger Corona-Pause ist der Trainingsbetrieb zumindest für die Jugend wieder erlaubt. Der FSV 08 Bietigheim-Bissingen ist einer der Pioniere.
Auf diesen Tag haben viele Nachwuchskicker des FSV 08 Bietigheim-Bissingen – der Vereinsname ist inzwischen um den Zusatz „Bietigheim“ ergänzt worden – lange hingefiebert: Seit Montag dürfen alle Kinder und Jugendlichen bis einschließlich 14 Jahre wieder bei ihrem Klub trainieren. Zum Auftakt gaben sich am Nachmittag gleich die Bambini und die U8-Fußballer auf dem Kunstrasen am Bruchwald ein Stelldichein, gefolgt von den älteren Jahrgängen. Die U13 absolvierte derweil am Abend in Metterzimmern ihre erste Übungseinheit nach der monatelangen Corona-Zwangspause.
Im Oktober 2020 hatten alle Nullachter, von den Kleinsten bis zur Oberliga-Mannschaft, letztmals trainiert.„Wir sind total froh, dass es endlich wieder losgeht und wir zumindest unsere Jungen auf den Platz schicken dürfen“, sagt Achim Silcher, Vorstand Organisation und Infrastruktur beim FSV 08 und seit der Pandemie obendrein oberster Hygienebeauftragter. Was eine baldige Rückkehr der älteren Jahrgänge sowie der Aktiven anbelangt, zeigt er sich hingegen skeptisch. Denn dann müsste die Sieben-Tage-Inzidenz im Kreis Ludwigsburg kurzfristig auf unter 50 fallen, wonach es aktuell nicht aussieht. „Ich gehe nicht davon aus, das wir vor dem 5. April einen geregelten Trainingsbetrieb für alle Spieler über 14 Jahren haben werden“, stellt Silcher fest.
Doch auch bei den Kleinsten ist der Wiedereinstieg an strenge Richtlinien gebunden. Der WFV hat in Abstimmung und Zusammenarbeit mit den Behörden entsprechende Regelungen erarbeitet. Vor einer Woche wurden diese unter anderem bei einem Online-Infoabend unter dem Motto „Zurück auf den Platz“ den rund 2000 Teilnehmern vorgestellt und erläutert. Nach dem abschließenden Okay der jeweiligen Stadt oder Gemeinde dürfen die Vereine und ihre Nachwuchskicker dann auf dem Sportplatz loslegen.
Bei einer Sitzung Mitte vergangener Woche hat auch der Arbeitskreis Hygiene des FSV 08 die Eckpunkte für die Bietigheim-Bissinger Verhältnisse adaptiert und den eigenen Trainer- und Betreuerstab gebrieft. Zu den Einschränkungen zählt neben dem Maximalalter die Begrenzung auf 20 Spieler. Silcher zufolge geht der Verein bei einer höheren Teilnehmerzahl aber pragmatisch vor und bildet in diesem Fall eben zwei Gruppen, die dann voneinander abgetrennt auf einem bestimmten Bereich des Feldes trainieren. Hinzu kommt eine „angemessene Zahl“ an Trainern und Betreuern. Mangels genauerer Vorgabe hält der der 55-jährige Funktionär und frühere 08-Fußballer hier eine Zahl von drei bis vier Übungsleitern oder Helfern bei einer 20-köpfigen Gruppe für angemessen.
Kontaktarme Übungseinheiten
Konkret geregelt ist dagegen, was auf dem Feld erlaubt ist und was nicht. Um Infektionen zu verhindern, soll der Trainingsbetrieb kontaktarm stattfinden. Trainingsspiele und Übungsformen mit Abstand sind zulässig, nicht jedoch Partnerübungen und das statische Einüben von Standardsituationen wie Ecken oder Freistöße. Wettkampfbetrieb, Freundschaftsspiele und andere Leistungsvergleiche sind ebenso tabu.
Zwei Vorgaben des Landes hält Silcher allerdings für „diskussionswürdig“. Zum einen die starre Fixierung auf das Geburtsdatum. „Wenn ein Spieler nächste Woche 15 wird, darf er plötzlich nicht mehr mittrainieren, während seine Kumpels weiter kicken dürfen. Da fühlt sich der Betroffene natürlich ausgegrenzt“, sagt der Hygieneverantwortliche der Nullachter, der in einer allgemeinen Jahrgangsbetrachtung eine bessere Lösung sieht. Zum anderen findet es Silcher problematisch, dass die sanitären Anlagen auf dem Sportgelände geschlossen sein müssen: „Was soll denn ein Trainer machen, wenn ein neunjähriger Bub ihm sagt, dass er aufs Klo muss?“
Online-Training für die Fitness
Mit solchen Fragen müssen sich alle Fußballer ab 15 Jahren aufwärts dagegen noch nicht herumschlagen. Denn sie befinden sich weiter in der Warteschleife, und wie gehabt halten sie sich individuell sowie mit Online-Trainings fit. Im Fall der Nullachter nutzen fast alle Mannschaften inzwischen das Online-Konferenzsystem „Zoom“. Zweimal pro Woche bitten die jeweiligen Trainer ihre Schützlinge zum einstündigen Fitnesstraining mit vielen Kräftigungs- und Gymnastikübungen.
Besonders beliebt ist die Freitags-Einheit mit dem Bietigheim- Bissinger Fitnesstrainer Alexander Veith. Sie richtet sich jahrgangsübergreifend an alle Jugendspieler des Vereins. „Der Ball bleibt beim Online-Training aber meist außen vor“, sagt Silcher – und sehnt den Tag herbei, an dem auch die Fußball-Generation 15 plus wieder auf den Sportplatz zum Mannschaftstraining darf.
Quelle: Bietigheimer Zeitung