#NullachtEinTeam

FSV 08 Bietigheim-Bissingen e.V.
Neckarsulmer SU 0 - 0 FSV 08 Bissingen
17.11.2018 - 14:30Stadion Neckarsulm / Pichterichstraße

Nullnummer in Neckarsulm

Alfonso Garcia kam aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus „Wann haben wir das letzte Mal so viele Torchancen gehabt?“, fragte der Trainer des FSV 08 Bissingen seinen rotgesperrten Stürmer Pascal Hemmerich nach dem 0:0 bei der Neckarsulmer Sport-Union. Der zuckte nur mit den Schultern – und nahm die Teamkollegen in Schutz. „Eigentlich kannst du den Jungs keinen Vorwurf machen. Sie haben gut gespielt“, meinte Hemmerich.

Ein Dialog, der das Oberliga- Duell am Samstag in wenigen Sätzen auf den Punkt brachte. Denn einerseits waren der Bruchwald- Elf die Standard-Tugenden Wille und Einsatz tatsächlich nicht abzusprechen. Andererseits versagten die Nullachter aber in der im Fußball entscheidenden Disziplin: dem Toreschießen. Schon eine Woche zuvor gegen Aufsteiger Normannia Gmünd waren sie nicht über eine Nullnummer hinausgekommen – viel zu wenig für eine Mannschaft, die ganz vorne mitmischen will. „Das 0:0 heute ist völlig enttäuschend“, sagte Garcia und übte scharfe Kritik an der Abteilung Attacke: „Was wir vorne liegen gelassen haben, ist fahrlässig und Unvermögen.“

Zwei Nackenschläge für die NSU

Dabei waren die Voraussetzungen für einen Bissinger Sieg vor den 460 Zuschauern im Sportpark Pichterich günstig. Bereits in der siebten Minute sah NSU-Innenverteidiger Marco Romano nach einer Notbremse an Marius Kunde die Rote Karte. Wenig später musste Neckarsulms Stammtorhüter Marcel Susser mit einer Muskelverletzung im Oberschenkel raus. Da auch Ersatzkeeper Leander Wallmann fehlte, rückte mit Jan Czeilinger der Schlussmann des Bezirksliga-Teams zwischen die Pfosten – und der 21-Jährige machte seine Sache beim Oberliga-Debüt tadellos.

Die Bissinger hatten in der ersten halben Stunde ihre beste Phase. Einen Schuss des Ex-Neckarsulmers Alexander Götz fischte Susser aus dem Eck. Dessen Nachfolger Czeilinger fügte sich nach der Einwechslung gleich mit zwei Glanztaten ein, indem er erst gegen Kunde rettete und dann Sebastian Gleißners Kopfball entschärfte. Kläglich vergaben die Gäste zwei weitere Riesenchancen: Riccardo Gorgoglione schoss in Mittelstürmer-Position vorbei, und Simon Lindner, der Daniel Schmelze als letztem Mann frech den Ball abgeluchst hatte, scheiterte an Czeilinger, der diesmal mit dem Fuß klärte. Zwischendurch hatten auch die Unterländer eine „Hundertprozentige“: Nachdem die 08-Deckung Marc Schneckenbergers Versuch abgeblockt hatte, kam Alexander Albert fünf Meter vor dem Tor frei zum Schuss. Mit einer Fußabwehr bewahrte Keeper Sven Burkhardt seine Elf vor einem Rückstand.

In der zweiten Hälfte erlahmte der Bissinger Angriffselan. Statisch und ideenlos agierte der FSV 08 nun, viele Pässe kamen nicht an. Dafür wurde Neckarsulm trotz Unterzahl immer mutiger. Nach einem Konter lag gar das 1:0 in der kühlen Herbstluft, doch Burkhardt faustete Mario Müllers 18-Meter-Schuss noch aus der Gefahrenzone. Da die Heimelf geschickt die Räume zustellte, kamen die Nullachter nur noch selten gefährlich vors Tor. Eine Ausnahme war eine Szene in der 60. Minute, als Lindner fast die komplette NSU-Abwehr umdribbelte, dann aber den Abschluss vergaß und auf Gleißner zurücklegte. Dessen Roller war für Czeilinger kein Problem.

Mit viel Moral und unbändigem Kampfgeist verteidigten die Neckarsulmer bis zum Abpfiff den verdienten Punkt – und betätigten sich so einmal mehr als Bissingen-Schreck. Denn seit nun bereits sechs Punktspielen wartet der Bruchwald-Klub auf einen Dreier gegen die Sport-Union. Kein anderer aktueller Oberligist ärgert die Nullachter mehr. Das Schlusswort gebührte aber Garcia: „Wenn man 85 Minuten in Überzahl spielt, sollte man ein Spiel gewinnen. Fertig. Punkt.“

Quelle: Bietigheimer Zeitung